Hallo an alle,
ich habe eine etwas längere Frage - aber es ist auch ein Problem, das sich schon seit einem Jahr hinzieht. Und ich weiß nicht mehr, was wir noch machen sollen.
Ich glaube eigentlich schon an eine körperliche Ursache, aber mittlerweile kann ich auch nicht mehr ausschließen, ob es sich um ein psychisches Problem handelt. Ich fange zuerst mit den „Fakten“ an und werde dann anschließend noch meine Wahrnehmungen schildern.
Es geht um meine Mutter (58 Jahre, schlank, sportlich).
Im Oktober 2010 äußerte meine Mutter erstmals ein "Ziehen in den Schienbeinen" von den Knöcheln bis zum Knie, sobald sie sich am Abend hinlegte. Egal ob beim Fernsehschauen oder dann später im Bett. Die erste Zeit versuchte sie die Schmerzen mit diversen Hausmitteln (kalt-warm duschen, Bewegungen usw.). Dann nahm sie Schmerzmittel. Das alles brachte keine wirkliche Linderung. Die Schmerzen waren so groß, dass es ihr nicht mehr möglich war, nachts zu schlafen. Untertags traten die Beschwerden nie auf.
Es wurden dann im Laufe dieses Jahres (2011) folgende Untersuchungen durchgeführt:
- diverse Blutuntersuchung (Entzünden, Rheuma, Borreliose): o.B.
- Ausschluss einer Venenerkrankung
- komplette neurologische Untersuchung (u.a. Restless Legs)
Zur neurologischen Untersuchung muss ich etwas anmerken. Leider war ich nicht selbst dabei und kann nur die Schilderungen meiner Mutter wiedergeben:
Es wurden einige neurologische Tests gemacht und der Neurologe verschrieb ihr gleich beim ersten Termin das Medikament „Restex“ (Levodopa/ Benserazid) sowie ein Schlaf- bzw. Beruhigungsmittel.
Die Beschwerden wurden allerdings nicht besser – im Gegenteil, eher schlechter. Ein Restless-Legs-Syndrom wurde auch nie diagnostiziert.
Der Neurologe ordnete dann ein MRT der Lendenwirbelsäule an.
Folgender Befund:
Regelrechtes Alignement. Multisegmentale Facettengelenksarthrose mit Hypertrophie der Ligamenta flava. Osteochondrose LWK 5/SWK 1 mit MODIC II Veränderungen der angrenzenden Deckplatten. Es zeigen sich in diesem Segment ein paramedian links dorsal gelegener Prolaps mit Kontakt zur absteigenden Nervenwurzel von S1 links.
Es handelt sich hierbei anscheinend um eine „leichten Bandscheibenvorfall“. Dieser wurde mit Schmerzinfusionen und Physiotherapie behandelt. Daraufhin stellte sich eine sofortige Besserung der Beschwerden ein. Sie waren praktisch verschwunden. Das war ungefähr im April 2011.
Leider war es dann nicht von Dauer. Zirka 5 Wochen später klagte meine Mutter über ein Ziehen vom Lendenwirbelbereich bis in den rechten Oberschenkel. Dies schrieb sie dem Bandscheibenvorfall zu.
Ich schlug ihr dann vor, nochmals eine Schmerztherapie mit Physiotherapie zu machen – das wollte sie aber nicht mehr. Sie kann ja nicht alle paar Wochen mit Schmerzmittel vollgepumpt werden. Da hat sie ja auch irgendwie recht. Allerdings war das auch das einzige, was ihr unser Arzt anbieten konnte. Der Vorfall ist so leicht, dass man auf keine Fall operieren würde.
Daraufhin machte ich einen Chiropraktiker ausfindig, der einen sehr guten Ruf hat. Wir vereinbarten einen Termin und er versuchte, die Wirbelsäule wieder einzurichten (schon auf eine sanfte Weise).
Er sagte auch gleich dazu, dass die Schmerzen in den ersten Tagen schlimmer werden könnten und es dann aber zu einer Besserung kommen sollte. Dem war auch so!
Allerdings hielt das ganze wieder nur 3 Wochen. Nach einem erneuten Termin beim Chiropraktiker stellte sich kein Erfolg mehr ein.
Die Schmerzen sind jetzt anscheinend so schlimm, dass sie keine Nacht mehr ohne Schmerzmittel schlafen kann und trotzdem immer noch 2-3 Stunden wach ist aufgrund der Schmerzen.
Jetzt muss ich noch die psychische Situation schildern:
Wie oben erwähnt, hatte meine Mutter eine arthroskopische Kalkausräumung der Schulter im Februar 2010. Auch hier zogen sich die Beschwerden über Monate hin. Immer wenn sie zur Ruhe kam, fing die Schulter an weh zu tun. Und sie schilderte ihre Schmerzen immer sehr ausdrucksvoll und das täglich. Nicht dass ich jetzt unbarmherzig rüber komme – aber die ganze Familie war total genervt von diesen Schmerzen, weil es kein anderes Thema mehr gab! Wir waren das von unserer Mutter auch nicht gewohnt. Sie hatte sich eigentlich sehr selten über etwas beschwert bzw. alles immer sehr tapfer hingenommen. Sie war dann auch unzählige Male beim Hausarzt – der ihr aber nicht weiterhelfen konnte.
Bis wir dann auf meine Initiative hin einen Schulterspezialisten kontaktierten und dieser dann die Diagnose stellt und sie operierte. Danach war sie sehr glücklich (klarerweise) – wir auch.
Kurz darauf (Mai 2010) äußerte sie dann, dass sie jetzt auch in der anderen Schulter diese Schmerzen verspürte. Wir alle dachten nur: „Nein! Nicht schon wieder“. Die Röntgenbilder zeigten eindeutig, dass auf dieser Seite keine Verkalkung vorlag und auch der Schulterspezialist sagte, dass er hier nichts Auffälliges finden konnte. Dann flachte das Problem irgendwann ab und sie hat es dann gar nicht mehr erwähnt.
Im Herbst 2010 „erkrankte“ meine Schwester am Burn-Out-Syndrom (sie hat sich mittlerweile schon wieder gefangen!). Kurz nachdem es meiner Schwester so schlecht ging, fingen die Beschwerden in den Schienbeinen bei meiner Mutter an. Jeden Tag erzählte sie uns von neuem, dass sie kein Auge zugetan hat und die halbe Nacht wach in der Küche gesessen hat. Da meine Schwester zu dieser Zeit aufgrund von bestimmten Medikamenten auch an Schlaflosigkeit gelitten hat und oft nachts wach war hat sie mir einige Male gesagt, dass das so nicht stimmen kann, weil sie selbst um diese Uhrzeit in der Küche war (wir wohnen alle zusammen). Und es war auch sehr merkwürdig, dass die Schmerzen von den Schienbeinen zur Wirbelsäule/ Oberschenkel „gewandert“ sind, sobald sie wusste, dass sie einen leichten Bandscheibenvorfall hat. Und sie genießt auch sehr die Aufmerksamkeit die sie bekommt, wenn sie von ihren Schmerzen erzählt - das merkt man gut!
Dann begann der Ärzte-Marathon wie oben erwähnt. Und eben ständig ihr Klagen über die Schmerzen. Mittlerweile ist es uns allen (Schwester, Papa und mir) wirklich zu viel. Wir wissen nicht mehr was wir noch tun oder sagen sollen.
Hat irgendjemand schon einmal etwas Ähnliches erlebt oder kennt jemanden, dem es auch so gegangen ist?
Danke für eure Zeit und eure Gedanken!
Lena